Schock für die Minderheit: Berlin will 1,5 Millionen Euro streichen
BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen spricht von einem »gewaltigen Tiefschlag«
Bei einem Treffen einer vom Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, angeführten Delegation der deutschen Minderheit mit dem für die deutsche Minderheit zuständigen Staatssekretär Dr. Christoph Bergner (CDU) in Berlin gab es gestern eine Hiobsbotschaft zu verdauen: 1,5 Millionen Euro weniger will die Bundesrepublik künftig an den BDN überweisen.
800.000 Euro zusätzlich hatte die deutsche Bundesregierung der deutschen Minderheit in Dänemark in den letzten Jahren zugestanden, um vorgeschriebene Lohnsteigerungen verkraften zu können. Im Zuge der Finanzkrise hieß es dann aus Berlin, dass diese Extra-Zuwendungen künftig nicht mehr fließen sollten. Hinrich Jürgensen fuhr eigentlich nach Berlin, um diese Position mit dem Staatssekretär zu verhandeln. Doch der hatte dazu gar keinen Spielraum, im Gegenteil, die 800.000 Euro eingeschlossen will die Regierungskoalition im Rahmen ihres Sparpaketes nun 1,5 Millionen Euro weniger nach Apenrade überweisen als bisher.
Die Trümpfe im »Kampf an drei Fronten«, wie Hinrich Jürgensen seinen Einsatz für die Minderheit noch am Sonnabend im Nordschleswiger nannte, gehen ihm so langsam aus. »Ein gewaltiger Tiefschlag«, sagte er gestern. Die Streichungen aus Kiel, Kopenhagen und Berlin könnten, »wenn alles so durchgezogen wird«, 40 bis 50 Mitarbeitern des BDN und der Minderheitenverbände den Job kosten.
Am 7. Juli soll der vorläufige Bescheid der Berliner Sparkommission im Detail veröffentlicht werden. »Wir haben unsere Gesprächspartner in allen Parteien und werden nach dem 7. Juli intensive Gespräche führen«, so Hinrich Jürgensen. Auch mit dänischen Politikern soll gesprochen werden, denn der Anteil der Kosten, die der dänische Staat dann für die Minderheiten im Grenzland trägt, wird nach den neuen Sparplänen aus Berlin noch größer als die bisherigen 70 Prozent. »Außenpolitisch«, so Hinrich Jürgensen, »stellt sich die deutsche Regierung sehr schlecht dar, was Minderheitenfragen angeht«. Die dänischen Medien fragten ihn schon, was denn mit den Deutschen los sei, so Jürgensen ? das Sparen bei der Minderheit »schadet dem Ruf Deutschlands!«
Für Hinrich Jürgensen und seine Mitstreiter geht es nun ? erneut ? darum, einflussreiche Politiker von den Anliegen der Minderheit zu überzeugen. Und diese wiederum müssen ihre Kollegen dazu bringen, anderswo Einschnitte hinzunehmen. Die endgültige Entscheidung wird im Herbst fallen und bis dahin wird es noch »ein heißer Sommer«, so Jürgensen.