Spräkeräis tu e Sorbe 2006
Einwöchige Kultur- und Sprachreise der Friisk Foriining zu den Sorben vom 14. – 21. Juli 2006
Bergbesteigung auf Friesisch
„Du fährst wieder mit den Friesen? Dann vergiss aber nicht, das Notpaket zu schnüren!“ – So die guten Ratschläge guter Bekannter, als ich verkündete, dieses Jahr wieder mit dem Friisk Foriining in die Welt reisen zu wollen. Mir war klar: Das wird wieder in Strapazen ausarten. Denn eines muss man wissen: Die Friesen singen nicht nur gerne, sie steigen auch auf Berge, egal, wie hoch. Und egal, wie das Wetter ist.
Dieser Drang in die Höhe hat meiner Meinung nach verschiedene Gründe. Erstens eignen sich die heimischen Warften nicht zum Flaggehissen. Es befinden sich dort auch keine Aussichtstürme, die man mittels Handkamera filmen könnte. Also muss der Friese ausziehen in die Ferne, um dort die Wanderstiefel schnüren und sich sein wohlverdientes Bier abholen zu können im Bergcafé „zur lauschigen Aussicht“.
Zweitens ist meine Theorie, dass die Friesen auch im übertragenen Sinne „hoch hinaus“ wollen. Erst die Dorfversammlung, dann der Landtag, dann der Bund, von der eigenen Scholle immer wieder hinaus zu anderen Minderheiten, um dort die eigene Identität gespiegelt zu bekommen und in Kontakt zu treten. Diese Heimatverbundenheit, gekoppelt mit großer Weltoffenheit, macht die Friesen zu äußerst angenehmen Reisegenossen.
Ich nahm also sämtliche Warnungen sehr ernst. Sonnencreme, Pflaster, Kleidung für jedes Wetter, man weiß ja nie. Man muss dazu sagen: Dieser Sommer war wirklich warm. Ungewohnt war vor allem für uns Küstenbewohner, dass in der schönen Lausitz kaum Wind war. Dazu kamen noch an die 40 Grad brütende Hitze, die auf Mallorca sicherlich angenehm gewesen wären. Nur nicht unbedingt in der Lausitz, wenn man ein äußerst straffes Programm aus Theater-, Schulamt- und Kulturvereinsbesuchen zusammengestellt hat. Da schnaufte schon der eine oder andere. Immer wieder erstaunte doch, dass alle dabeiblieben, und dieser Zusammenhalt ist immer wieder einer der schönsten Aspekte an den friesischen Sprachreisen.
Trotzdem – von früheren Gelegenheiten wusste ich, es musste noch mindestens eine Bergbesteigung geben, schon aus Prinzip. Die ersten Tage gingen mit Fahrten durch das relativ flache Land der Sorben, wir sahen uns Dörfer in Nieder- und Oberlausitz an, besuchten Feste, waren bei Konzerten und Theateraufführungen. Erst gegen Ende der Woche war es dann soweit – da es im Sorbenland keine richtigen Berge gibt, fuhr man eben nach Tschechien.
Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an mein puterrotes Gesicht, als ich endlich oben ankam. Es war ja wie gesagt um die 40 Grad, und der norddeutsche Flachländer beginnt den Aufstieg zügig und fällt dann schnell ab. So teilte sich die Gruppe bald in zwei Fraktionen – die einen, die erst später ankamen und die, die schon oben im Café mit der lauschigen Aussicht saßen und genauso aus der Puste waren, sich dies aber kaum anmerken ließen.
Ich kam also oben an, obwohl mir mehrmals auf der Strecke nicht so war. Ein wunderbares Gefühl, den Berg erklommen zu haben. Und auch wieder mal ein Beweis dafür, dass es – allen Unkenrufen zum Trotz – ganz ungefährlich ist, mit den Friesen auf Reisen zu gehen. Dabei kann gar kein Unglück passieren, oder jedenfalls kein ganz großes. Von dem kleinen Unfall, der dann doch noch passierte, will ich hier aber nichts erzählen, das gehört wieder in eine Geschichte mit dem Titel „mit den Friesen auf großer Bootsfahrt“.