Natürliche Mehrsprachigkeit in Europa

Gelebte Sprachenvielfalt

Deutsch vom Aussterben bedroht? Das wäre eine etwas gewagte These. Rund 100 Millionen Menschen sprechen die deutsche Sprache – da kann von Aussterben keine Rede sein. Schaut man sich die Frage der Sprachkompetenz und die natürliche Mehrsprachigkeit in einigen Ländern – wie in meinem Heimatland Dänemark – etwas genauer an, dann sind Warnungen angebracht. Deutsch ist in Dänemark eine von Teilen der Bevölkerung – den rund 15.000 Angehörigen der deutschen Minderheit – gesprochene Minderheitensprache. Für den Bestand der deutschen Sprache, die mehr sein will, als ein Werkzeug, das man erlernen kann, muss man sich einsetzen, sonst bleibt auf lange Sicht nur die kulturelle Assimilierung der Minderheit.

Deutsch wird in 18 Ländern von autochthonen Minderheiten  gesprochen. Insgesamt gibt es in Europa 90 autochthonen Sprachen, davon werden 37 als Nationalsprachen gesprochen und 53 Sprachen gelten als “staatenlose Sprachen“. Zu diesen zählen Katalanisch und Okzitanisch mit jeweils rund 6 Millionen Muttersprachlern. Diese Sprachen sprechen mehr Personen als beispielsweise Dänisch oder Kroatisch. Auch Waliser, Basken, Westfriesen, Bretonen und einige der Völker Russlands, wie Baschkirien und Tschuwaschen,  liegen über der kritischen Sprachgrenze von 300.000, die einige Wissenschaftler als das Minimum ausmachen, damit eine Sprache aus eigener Kraft überleben kann. Unter dieser Grenze liegen die Sprachen der Mehrheit der regionalen Minderheiten, wie zum Beispiel Ladiner, Räteromanen, Ober- und Niedersorben,  Nordfriesen und Kaschuben.

Eine Landkarte der Sprachenvielfalt in Europa gibt es unter www.map.language-diversity.eu.

Warum das nun alles, wäre es nicht viel einfacher, wenn alle Europäer neben ihrer Muttersprache leidlich Englisch sprechen würden? Reicht das nicht aus? Wohl kaum. Das Aussterben einer Sprache – sei es Sölring (Friesisch), Niedersrobisch oder auch Deutsch als Minderheitensprache in Dänemark, wäre eine Tragödie. Denn mit jeder Sprache stirbt ein Stück Kultur. Schon Wilhelm von Humboldt hatte es auf den Punkt gebracht: „Jede Sprache enthält die Vorstellungsweise eines Teils der Menschheit.“

Die natürliche Mehrsprachigkeit der Regional- und Minderheitensprachen in Europa bildet einen wichtigen Teil des Leitmotivs der EU „In Vielfalt vereint“.  Verlässliche Forschungsergebnisse belegen: Wer mit zwei oder sogar drei Muttersprachen aufwächst, wird meist erfolgreicher im Leben  als ein „Monolingualer“.

Im Geiste der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen, welche der Europarat bereits 1992 verabschiedet hat, stellen wir uns der Herausforderung des Erhalts der kulturellen Vielfalt und des Sprachenreichtums, in Europa und darüber hinaus.

Jan Diedrichsen

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